Der Lockdown hat den Alkoholkonsum in Deutschland steigen lassen. Viele Menschen trinken und rauchen seit der Corona-Krise deutlich mehr als zuvor. Das zeigt eine forsa-Umfrage im Auftrag der KKH Kaufmännische Krankenkasse. Wenn Belastungsgrenzen vielfach überschritten werden und Bewältigungsstrategien fehlen, können Suchtmittel zur Kompensation dienen und zu einem problematischen Konsumverhalten führen.
In der endlos erscheinenden Pandemie machen sich viele Menschen große Sorgen um ihre eigene Gesundheit, um ihre Freunde und Verwandten, um ihre Existenz. Und wenn die Sorgen oder die Langeweile groß sind, greifen immer mehr zur Flasche. Und das zum Teil schon früh am Tag. Durch Isolation und Homeoffice fehlt bei vielen die soziale Kontrolle - durch die Webcam riecht man keine Alkoholfahne.
Langsam kommen aber die Menschen in ihren Arbeitsalltag zurück und merken plötzlich, dass sie ein Problem haben. Sie schaffen den Arbeitstag nicht ohne Alkohol, Kiffen, Tablette o.a. und es stellt sich die Frage – Was nun?
Dazu meint Oberbürgermeister Rico Badenschier: „Wir als Gesellschaft müssen achtsamer sein. Warnsignale im Umgang mit Alkohol erkennen und ohne Scheu das Wort mit dem Betroffenen suchen. Suchtberatungsstellen sind ein wichtiger Baustein, um einen Weg aus der Abhängigkeit zu finden.“
Suchtberatung ist für viele ein Rettungsanker. Sie ist kostenfrei, niedrigschwellig und bei Bedarf wird auch anonym beraten. Ein weiterer wichtiger niedrigschwelliger Zugang sind Sucht-Selbsthilfegruppen, die einen geschützten Rahmen für vielfältige Aktivitäten bieten.
In den Schweriner Suchtberatungsstellen hat die Kontaktaufnahme durch Angehörige, die sich Sorgen machen zugenommen. (2019 7,9 % - 2020 8,9 %) Dabei gab es die größte Steigerung bei Eltern, die sich Sorgen um den Konsum ihrer Kinder machten.
Deshalb möchte der Arbeitskreis Sucht der Stadt Schwerin mit dem Aktionstag allen die Möglichkeit geben, bei entspannter Atmosphäre mit verschiedenen Präventions- und Beratungsangeboten ins Gespräch zu kommen.
Gleichzeitig können die Besucher*innen selbst aktiv werden. Mit Rausch- und Drogenbrillen kann erlebt werden, wie Alkohol und Drogen wirken. Gerade ein Bier oder Wein zum Mittag getrunken? Mit dem Alkoholtester kann der Promillewert festgestellt werden. Man kann auch erfahren, wo Alkohol in Lebensmitteln verarbeitet ist und mit einem Blick in die Riesenzigarette sehen, was Raucher*innen alles so inhalieren.
Der Arbeitskreis Sucht vernetzt ambulante, stationäre und komplementäre Dienste und Einrichtungen und die Selbsthilfe. Regelmäßig trifft sich der Arbeitskreis zum fachlichen Austausch, zu Fortbildungsmaßnahmen, zu Planungen und zur Sicherung der Versorgung Suchtkranker und ihrer Angehörigen in Schwerin.
Mitwirkende beim Aktionstag:
Helios Kliniken Schwerin GmbH, Carl-Friedrich-Flemming-Klinik, Klinik für Abhängigkeitserkrankungen
Suchtberatung der Evangelische Suchtkrankenhilfe Mecklenburg-Vorpommern gemeinnützige GmbH
Modellprojekt Rehapro „SehnSucht“, der Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW) gemeinnützige Gesellschaft mbH
Guttempler in MV
KISS - Kontakt-, Informations- und Beratungsstelle für Selbsthilfegruppen Schwerin e.V.
BALFIN plus - VSP gGmbH
MOREDU GbR Schwerin
Landeskoordinierungsstelle für Suchtthemen MV
MEDIAN Klinik Schweriner See
Gerichts- und Bewährungshilfe beim Landesamt für ambulante Straffälligenarbeit M-V